Am Bauhaus orientiert

Mit den Architekten Max Eckhard, Otto Bartning, Adolf Meyer und Heinrich Westphal setzten sich zusehends funktionale, am Bauhaus orientierte Architekturauffassungen durch und verbanden sich mit modernen Gartenstadtideen. So entstand ab 1922 nach einem Bebauungsplan von Max Eckhard in der Blumenstraße eine Anlage, in der zwei parallele, je einmal unterbrochene Reihenhauszeilen (Hausnummern 3 bis 33 und 4 bis 34) (3) einen großzügigen gemeinsamen Wohnhof mit kleinen Vorgärten bilden. Die vier Zeilenkomplexe werden an ihren Enden jeweils von würfelförmigen Häusern mit Walmdächern (Hausnummern 3, 4, 18 - 20, 33, 34) abgeschlossen, die den Meistern vorbehalten waren. Während die beiden Heyerschen Fachwerkhäuser am südlichen Ende dieses Bauabschnitts in die Baufl ucht der Reihenhauszeilen hineinragen und wie Torhäuser wirken, markieren die Meisterhäuser die Unterbrechungen und die Enden der beiden Reihenhauszeilen. Im Norden wird die Blumenstraße durch einen freistehenden Kopfbau abgeschlossen (Blumenstraße 1 / 2), der nach Plänen von Adolf Meyer 1925 / 26 entstand. Meyer, der nach der Schließung des Bauhauses in Weimar 1925 nach Gildenhall gekommen war, setzte den Siedlungsbau mit zwei weiteren gegenüberliegenden Reihenhauszeilen südlich der beiden Fachwerk-Doppelhäuser fort (Blumenstraße 39 - 59 und 40 - 58). Sein markantester Bau in Gildenhall ist das 1925 geplante Ausstellungs- und Bürogebäude Hermsdorfer Weg 1 (4) . 1926 / 27 wurde das Gebäude nach Plänen von Heinrich Westphal umgebaut. Spätere Anbauten beeinträchtigen den Charakter des Gebäudes, doch ist die sachlich-nüchterne Formsprache der Bauhausarchitektur noch deutlich erkennbar. Ein weiterer Siedlungsabschnitt entstand ab 1927 in der Gildenhaller Allee 39 - 45 und 47 - 85. Dort baute Heinrich Westphal weitere Siedlungshäuser für die Handwerkerschaft. Der ethische Anspruch, hohes handwerkliches Niveau und serielle Produktion miteinander zu vereinigen, ließ sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und gegen die starke Konkurrenz industriell gefertigter Produkte nicht aufrechterhalten. Gildenhall bestand bis 1929, dann machte die Rezession der Weltwirtschaftskrise der ambitionierten Siedlungsutopie ein Ende.