"Schwerter zu Pflugscharen" - Jüterbog setzt es um

Jüterbog, die etwa 13.000 Einwohner zählende Stadt im Süden Berlins, entschied nach dem Abzug der letzten Soldaten der GUS-Truppen (ehemals Sowjetische Streitkräfte): Unsere Geschichte als Militärstandort ist beendet! Im Stadtgebiet von Jüterbog existieren rund 10.500 Hektar Militärfl ächen, davon 571 Hektar bebaute Flächen. Die Truppenübungs- und Schießplätze sowie die Kasernen im Stadtgebiet werden in eine friedliche Nutzung überführt. Ein alter Begriff erhielt eine neue Bedeutung - "Konversion" was so viel wie "Umkehr" bedeutet oder griffi ger gesagt, das Umschmieden der "Schwerter zu Pflugscharen". Wohl kaum einer anderen Stadt hatte die preußische Metropole Berlin soviel Militär zugemutet wie der Stadt Jüterbog. Viele der militärisch bebauten Areale sind heute Zeugnisse der Geschichte und unterliegen dem Denkmalschutz. Der Stadtspaziergang Jüterbog II stellt einen solchen Komplex vor. Mit Jüterbog II, der ehemaligen Feldartillerie- und Fußartillerie-Schießschule, hat sich die Struktur einer für die Kaiserzeit typischen Kasernenstadt weitgehend erhalten. Sie zeichnet sich durch eine Stadtrandlage in der Nähe des Übungsplatzes, das Vorhandensein von Wohngebäuden, Verwaltungs- und Versorgungseinrichtungen und die Umsetzung von zu ihrer Zeit modernen Hygienevorstellungen aus. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1813 bis 1820 legte der preußische Staat auch die "Richtlinien für die Anlage und Einrichtung von Kasernenneubauten" fest. Darin hieß es unter anderem, dass die Stuben der Mannschaften mit nicht mehr als 8 Soldaten belegt werden durften. Darüber hinaus sollten die Unterkünfte nach hygienischen Gesichtpunkten und unter Berücksichtigung der Wind- und Himmelsrichtungen und des Lärmschutzes angelegt werden. Separate Verpflegungseinrichtungen galt es vorzuhalten, und selbstverständlich spielten Aspekte der Ökonomie und der schnellen Mobilisierung eine Rolle. Die Kasernen aus der Kaiserzeit besaßen Mannschaftsunterkünfte, die in der Regel als viergeschossige Massivbauten projektiert wurden. Die Wohnhäuser der Offiziere, die Versorgungs- und Verwaltungsbauten entstanden räumlich getrennt von den Unterkünften der Soldaten. Frühzeitig wurde auf die Versorgung mit Leitungswasser und den Anschluss an die Kanalisation geachtet, um einer Infektionsgefahr in den Massenunterkünften vorzubeugen.