NEUES BAUEN IN DER ARBEITERSTADT
Die Stadt Brandenburg an der Havel, berühmt für ihren historischen Stadtkern, spiegelt insbesondere die städtebaulichen und architektonischen
Strömungen des 19. und 20. Jahrhunderts wider. Von 1918 bis 1933 ist die Arbeiterstadt Brandenburg überwiegend sozialdemokratisch
bestimmt. Zur Linderung der Wohnungsnot entstehen große Siedlungen für Arbeiter. Charakteristisch sind stadtnahe Bauten und
Geschosswohnungen mit expressionistischem Dekor in aufgelockerter Blockrandbebauung. Stadtbaurat Moritz Wolf prägt maßgeblich die
Stadtentwicklung zu dieser Zeit.
Sein Nachfolger Karl Erbs plant das weitere Wachstum abseits des Stadtkerns in abgeschlossenen Wohngebieten, die vor allem nahe
den neuen Industriegebieten entlang des Silokanals im Nordwesten entstehen. Die neuen Siedlungskomplexe unterscheiden sich in den
Formen des „Neuen Bauens“ deutlich von den wenig älteren Bauten: Unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise errichtet man verstärkt
Erwerbslosensiedlungen mit Selbstversorgungscharakter. Zahlreiche öffentliche Gebäude sollen die soziale Infrastruktur verbessern. Hierzu
zählt als ein Höhe- und Endpunkt sozialdemokratischer Stadtplanung das in Namen und Funktion programmatische Wohlfahrtsforum,
das in den Formen der Moderne ausgeführt, aber nur teilweise realisiert wird.