SPUREN DER DEMOKRATIE

Frank SzymanskiAm 9. November 2009 jährt sich der Fall der Berliner Mauer zum 20. Mal. Die Öffnung der Grenze der DDR symbolisiert die demokratische Wende des Landes wie kein zweites Ereignis. Begonnen haben die Veränderungen mit dem Protest einiger mutiger Bürgerinnen und Bürger; mit vereinzelten Aktionen wiesen sie lautstark auf Missstände im Land hin. Im Verlauf des Jahres 1989 schlossen sich immer mehr Menschen der Opposition an, bis Hunderttausende für einen Neuanfang auf die Straßen strömten. Schließlich konnten die Machthaber die Forderungen nicht länger ignorieren und öffneten einen reformunfähigen Staat. Die friedliche Revolution von 1989 ist damit eines der eindrucksvollsten Beispiele in der deutschen Geschichte für den Kampf der Menschen um Freiheit und Demokratie.

Nach 20 Jahren wird nun überall im vereinten Deutschland Rückblick gehalten. Auch in Brandenburg erinnern im Jubiläumsjahr zahlreiche Ausstellungen, Festakte und Sonderpublikationen an den Herbst 1989. Die diesjährige Broschüre des „Städtekranzes Berlin-Brandenburg“, eines Zusammenschlusses von sieben der größten Städte im Land, will sich mit den Bürgerinnen und Bürgern auf die Spuren dieser und vorangegangener demokratischer Veränderungen begeben. Sie reiht sich damit ein in die vielfältigen Veranstaltungen der Initiative Kulturland Brandenburg, die 2009 unter dem Motto „Demokratie und Demokratiebewegungen“ stehen. Und auch in ­dieser Broschüre bildet die Beschäftigung mit den Ereignissen unmittelbar vor und nach dem Fall der Berliner Mauer den Schwerpunkt vieler Beiträge. Wie in der gesamten ehemaligen DDR haben auch die Menschen in den Städten des heutigen Bundeslandes Brandenburg die Vertreter der Regierung zum offenen Dialog aufgefordert, haben Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit verlangt und sich von der Staatsmacht nicht einschüchtern lassen.

Neben der Beschreibung dieses Kampfes um Freiheit geht die Broschüre weiter zurück in die Geschichte der Städte und stellt wichtige Meilensteine der Entwicklung von Demokratie und Selbstbestimmung vor. Doch Demokratiebewegungen auf lokaler Ebene müssen im Zusammenhang nationaler, europäischer, gar weltweiter Entwicklungen gesehen werden. Im vorliegende Bändchen werden solche Querverweise aufgezeigt und dadurch ein besseres Verständnis der Ereignisse im Zuge von Märzrevolution 1848 und Novemberrevolution 1918 in den Partnerstädten des Städtekranzes ermöglicht. Zudem verdeutlichen die Texte, dass der Wunsch nach Mitsprache und Mitbestimmung in Brandenburg Tradition hat. Gerade im einstigen Preußen ordneten sich viele Menschen nicht bedingungslos unter; es gab immer kritisches Denken und Handeln. Und noch ein wichtiger Aspekt wird deutlich: Es sind die Menschen, die Geschichte machen. Der Verlauf gesellschaftlicher Entwicklungen wurde und wird von den Bürgerinnen und Bürgern der Städte und Gemeinden bestimmt. Nur wenn sich diese gegen Widerstände behaupten, sich aktiv einbringen und einmischen, ändern sich die herrschenden Zustände.

Auch in unseren Tagen muss Demokratie aktiv gelebt und immer wieder neu verteidigt werden. Demokratie ist heute im Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit. Doch die heutigen Freiheiten haben unerschrockene Frauen und Männer oft mühsam erkämpft. An diesen Kampf erinnert die Broschüre. Die Beiträge des Heftes sollen vor allem junge Menschen ermuntern, auf die Suche nach den Orten historischer Ereignisse in ihrer Stadt zu gehen. Doch auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger sowie die Besucherinnen und Besucher der Städte sind eingeladen, den Spuren der Demokratie in Brandenburg zu folgen.

Ich wünsche Ihnen spannende Entdeckungen.
Unterschrift Frank Szymanski
Frank Szymanski
Oberbürgermeister der Stadt Cottbus

Startseite Kontakt Impressum Druckversion Archiv_2004 Archiv_2005 Archiv_2006 Archiv_2007 Archiv_2008