Die Messingwerksiedlung zählt zu den kulturgeschichtlichen
Perlen
der frühindustriellen Landschaft im Finowtal. Rund um das zwischen
1721 und 1725 an seinem heutigen Standort errichtete Werk entstand
innerhalb von knapp 300 Jahren ein vielschichtiges Siedlungsensemble,
das noch heute auf beeindruckende Weise demonstriert, wie man sich
die Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten einst vorgestellt hat.
Aus den 1720er Jahren sind zwei Häuser am Obertor erhalten – wahrscheinlich
die ältesten im Land Brandenburg erhaltenen Arbeiterwohnhäuser –,
dazu das repräsentative Hüttenamt. Die bis heute prägende
städtebauliche Überformung erfuhr die Siedlung in den Jahren
1913 bis 1929 durch die Planungen der Berliner Architekten Paul Mebes
und Paul Emmerich. In diesem Zeitraum entstanden auch die an das Holländische
Viertel in Potsdam erinnernden Arbeiterwohnhäuser am Gustav-Hirsch-Platz,
die Villa Hirsch und das Torbogenhaus, etwas später (1931/32)
dann die Kupferhäuser von Krafft und Gropius.
Als 1999 mit der Revitalisierung des historisch bedeutsamen Viertels
begonnen wurde, war zunächst ein immenser Instandhaltungsstau
aufzulösen. Der Eigentümer WHG griff die ursprüngliche
Konzeption von Mebes und Emmerich auf und gab den denkmalgeschützten
Wohnhäusern am Gustav-Hirsch-Platz durch Rückbau und Instandsetzung
die ursprüngliche Gestalt wieder. Bescheidenheit und Sachlichkeit
mit Schönheit zu verbinden – dieses zentrale Anliegen der
Architekten sollte unbedingt erkennbar bleiben. Dem Anspruch, nachhaltig
zu bauen, wurde u.a. durch Aufwertung und Umnutzung vorhandener Bausubstanz
und den Einsatz regenerativer Energien Rechnung getragen. Erwähnenswert
ist auch, dass bei der Sanierung die Wünsche der Bewohner berücksichtigt
wurden, deren Bindung an diese Umgebung überdurchschnittlich stark
ist. Die Neubelebung des Viertels ist längst noch nicht abgeschlossen,
wurde jedoch in den vergangenen Jahren weiter vorangetrieben. So erfährt
derzeit das Umfeld des eigentlichen Werksgeländes durch Beräumung,
die Schaffung von Grünflächen und die damit ver-bundene Öffnung
der Messingwerksiedlung zum Finowkanal eine entscheidende Aufwertung.
Weitere vier Gebäude – das Hüttenamt, das Torbogenhaus
und zwei ehemalige Beamtenwohnhäuser – werden 2006 bis 2009
vollständig saniert, durch umfangreiche Umgestaltungen des Umfeldes
der Wohngebäude wird die Werkssiedlung zum Wasser des Finowkanals
geöffnet. Mit dieser Maßnahme entstehen in den nächsten
Jahren in der Messingwerksiedlung noch einmal 55 attraktive, erschwingliche
und zum Teil barrierefreie Wohnungen für individuelles Wohnen
in einem Denkmalbereich direkt am Finowkanal. |